Schwierigkeitsgrad

Diskussion Schwierigkeitsgrad

Autor: Marcel Meyer

Datum: 09.09.2014

Was macht die Schwierigkeit eines Sprunges aus? Die Schwierigkeit, ihn zu erlernen? Die Überwindung bei komplexen Abläufen? Die Angst vor Orientierungslosigkeit? Die erforderliche Sprunghöhe? Die konditionellen Erfordernisse? Die Frage ist schwierig zu beantworten, jedoch schaut man sich an, welche Sprünge in Kürübungen häufiger und welche seltener gesprungen werden, zeichnen sich einige Tendenzen ab:

  • Einfachsalti mit maximal einer halben Schraube werden von fast allen Wettkampf-Trampolinturnern gesprungen.
  • Zweifache Überkopfbewegungen sind im Lernprozess angstbesetzt und begrenzen häufig die Leistungsfähigkeit von vielen Trampolinturnern. Sie werden dennoch recht häufig gesprungen.
  • Dreifachsalti mit maximal einer halben Schraube werden nur von Spitzenathleten geturnt.
  • Einfachsalti und Mehrfachsalti mit einer oder anderthalb Schrauben sind deutlich schwieriger zu erlernen als solche mit maximal einer halben Schraube. Diese Sprünge sind oft das Limit für Trampoliner auf der jeweiligen Könnensstufe.
  • Einfachsalti und Mehrfachsalti mit zwei oder mehr Schrauben werden nur von Spitzenathleten geturnt.
  • Doppelsalti in c- Position werden häufig gesprungen, aber schon bei der b-Position gibt es oft Grenzen. Die a-Position in Doppelsalti turnen nur Spitzenathleten.
  • Im oberen Leistungssegment werden Sitz- und Bauchlandungen in Kürübungen gar nicht, Rückenlandungen nur sehr selten geturnt. Hier ist allerdings nicht die Schwierigkeit des Sprunges ausschlaggebend, sondern die begrenzten Möglichkeiten für den Folgesprung.

Wie kann dieser Tendenz Rechnung getragen werden? Folgende Veränderungen müssten Eingang finden in die Wertungsregeln:

  • Für die Anzahl der Saltorotationen ist das Maß der vollständigen Saltodrehungen maßgeblich. Für die erste volle Saltodrehung gibt es 0,1 Punkt, für die zweite volle Saltodrehung zusätzlich 0,2 Punkte, also beim Doppelsalto für die Überkopfbewegungen insgesamt 0,3 Punkte. Bei der 3. volle Saltodrehung kommen weitere 0,3 Punkte hinzu, also für einen Dreifachsalto insgesamt 0,6 Zusatzpunkte für die vollen Saltodrehungen.
  • Die Schrauben werden eingeteilt in Zweiergruppen: Die erste Gruppe bilden Sprünge ohne oder mit maximal einer halben Schraube. In dieser Gruppe werden für Schrauben keine Punkte vergeben. Für Sprünge mit einer oder anderthalb Schrauben wird eine Zusatzpunktzahl von 0,3 Punkten, für Sprünge mit einer Schraube mehr werden weitere 0,3 Punkte und für jede weitere Schraube wiederum 0,3 Punkte vergeben.
  • Für die b-Position wird für jede volle Saltodrehung 0,1 Zusatzpunkt vergeben, für die a-Position jeweils 0,2 Punkte. Die Regelung ist unabhängig von den Schraubbewegungen.
  • Bei Landungen im Sitz, Bauch oder Rücken ist meist ein Höhenverlust zu verzeichnen, was den Folgesprung erschwert. Für Sitz-, Bauch- und Rückenlandungen gibt es demnach 0,1 Zusatzpunkte, für den Absprung aus einer dieser Landungsarten ebenfalls 0,1 P.

Die Veränderung kann an Beispielübungen verdeutlicht werden:

Nr. Sprung Sw. alt Sw. neu
1 Bücke 0,0 0,0
2 1/2 Schr. Sitz 0,1 0,1
3 1/2 Schr. Stand 0,1 0,1
4 Grätsche 0,0 0,0
5 Rückensprung 0,1 0,2
6 1/2 Schr. in den Stand 0,2 0,2
7 Sitzsprung 0,0 0,1
8 Sprung in den Stand 0,0 0,1
9 Hocke 0,0 0,0
10 Salto rw. c 0,5 0,5
  Summe 1,0 1,3
  Punktedifferenz +0,3
  Veränderung +30,0%

 

Nr. Sprung Sw. alt Sw. neu
1 Doppelsalto c 1,0 1,1
2 Grätsche 0,0 0,0
3 Salto rw. b 0,6 0,6
4 Barani a 0,6 0,7
5 Salto rw. a 0,6 0,7
6 Schraubensalto 0,7 1,0
7 Rudolf 0,8 1,0
8 Salto rw. c 0,5 0,5
9 3/4 vorwärts c 0,3 0,5
10 Babyfliffis c 0,7 0,7
  Summe 5,8 6,8
  Punktedifferenz +1,0
  Veränderung +17,2%

 

Nr. Sprung Sw. alt Sw. neu
1 Fliffis Rudi b 1,5 1,6
2 Halb-ein-halb-aus b 1,4 1,6
3 Fliffis Rudi c 1,3 1,4
4 Halb-ein-halb-aus c 1,2 1,4
5 Fliffis b 1,3 1,3
6 Doppelsalto b 1,2 1,3
7 Fliffis c 1,1 1,1
8 Doppelsalto c 1,0 1,1
9 1 3/4 vorwärts b 0,9 1,0
10 Superbaby 1,2 1,3
  Summe 12,1 13,1
  Punktedifferenz +1,0
  Veränderung +8,3%
Nr. Sprung Sw. alt Sw. neu
1 1/2 Schr. in den Bauch 0,2 0,2
2 Sprung in den Stand 0,1 0,2
3 Hocke 0,0 0,0
4 Salto rw. c in den Sitz 0,5 0,6
5 1/2 Schr. in den Stand 0,1 0,1
6 Bücke 0,0 0,0
7 Salto rw. b 0,6 0,6
8 Grätsche 0,0 0,0
9 Salto rw. c 0,5 0,5
10 Barani frei 0,6 0,5
  Summe 2,6 2,7
  Punktedifferenz +0,1
  Veränderung +3,8%

 

Nr. Sprung Sw. alt Sw. neu
1 Fliffis b 1,3 1,3
2 1/2-ein-1/2-aus c 1,2 1,4
3 Fliffis c 1,1 1,1
4 Doppelsalto c 1,0 1,1
5 Barani a 0,6 0,7
6 Schraubensalto 0,7 1,0
7 Rudolf 0,8 1,0
8 Salto rw. b 0,6 0,6
9 1 3/4 Salto vw. b 0,9 1,0
10 Baby-Rudi 0,9 1,2
  Summe 9,1 10,4
  Punktedifferenz +1,3
  Veränderung +14,3%

 

Nr. Sprung Sw. alt Sw. neu
1 Triffis b 1,8 2,1
2 1/2-ein-Triffis c 1,7 2,4
3 Triffis c 1,6 1,8
4 1/2-ein-Rudi b 1,6 1,9
5 Fliffis Randi b 1,7 1,9
6 Voll-ein-voll-aus c 1,4 1,7
7 Fliffis Rudi b 1,5 1,6
8 1/2-ein-Rudi b 1,6 1,9
9 Voll-ein-halb-aus a 1,5 1,8
10 Voll-ein-Doppel-aus a 1,8 2,4
  Summe 16,2 19,9
  Punktedifferenz +3,7
  Veränderung +22,8%

Durch diese Veränderungen erhöht sich der Schwierigkeitsgrad im breitensportlichen Bereich nicht nennenswert. Im Bereich zwischen 5 und 10 Schwierigkeitspunkten erhöht sich die Schwierigkeitgrad um etwa 15%, im Bereich von 16 Schwierigkeitspunkten um über 20%. Bei einer dreifachen Haltungsnote würde der Einfluss des Schwierigkeitsgrades auf das Kürergebnis deutlich steigen, was dazu führen würde, dass das taktische Reduzieren von Kürschwierigkeiten auf höheren Wettkämpfen deutlich eingeschränkt würde.

 

Kommentare zum Thema

Kommentar von Achim |

Eine ähnliche Änderung haben wir ja auch beim Doppel-Mini-Tramp erfahren. Ob ein nationales Interesse an Veränderungen (insbesondere auf der verantwortlichen Seite des DTB) gibt, möchte ich bezweifeln und falls wird sich eine solche Veränderung auf internationaler Ebene sehr schleppend durchsetzen können.

Den Ansatz jedoch halte ich für richtig.