Kaderkriterien

Diskussion Kaderkriterien (Nachwuchs)

Autor: Marcel Meyer

Datum: 09.09.2014

Ist eine Diskussion über die aktuellen Kaderkriterien angebracht? Angesichts des Aufwandes der Trainer an Zeit, Geld und Energie und der Tatsache, dass Stützpunktstatus, Turntalentschul-Anerkennung und Fördergelder von der Zugehörigkeit zu definierten Kadern abhängen, sollten sich die betroffenen Trainer zu dieser Thematik erklären dürfen.

Kaderkriterien sind ein Mittel, um den aktuellen Leistungsstand und die Perspektiven von Athleten einzuschätzen. Derzeit sind vier verschiedene Bestimmungen maßgeblich:

Es ist schwierig, sich in den teilweise aufeinander verweisenden Vorschriften zurecht zu finden, von denen die landesspezifischen Bestimmungen dann nochmals abweichen. Deshalb hier eine kurze Übersicht über den Inhalt der ersten drei Bestimmungen:

Kriterium Kader AK Bestimmung
Einzelsprünge D 7-12 D-Kader-Kr.
Mindest-Pflichtübung D 7-12 D-Kader-Kr.
Kraft D 7-12 D-Kader-Kr.
Beweglichkeit D 7-12 LVT
Turnerische Elemente D 7-12 D-Kader-Kr.
Bodenkomplexübung D 7-12 D-Kader-Kr.
Trampolinspez. Übungen D 7-12 D-Kader-Kr.
Trampolin-Kriterien D 10-12 LVT
Trampolinbewegungsnorm D 13-17 D-Kader-Kr.
Wettkampfpunktzahl D 13-17+ D-Kader-Kr.
Schwierigkeitsgrad D 13-17+ D-Kader-Kr.
Beweglichkeit D/DC/C 7-18 LVT
Kraft+Ausdauer D/DC/C 7-18 LVT
Technikverbindung D/DC/C 10-17 LVT
Schwierigste Sprünge D/DC/C 10-18 LVT
Pflichtpunkte D/DC/C 11-18 LVT/BKK
Kürschwierigkeit D/DC/C 13-18 LVT

 

Kritik an den Kaderkriterien

Es ist nicht einfach, die aktuell gültigen Kriterien im Internet zu finden. Auf der Webseite des Deutschen Turner-Bundes finden sich zwar Dateien zum Download, jedoch werden sie nicht regelmäßig aktualisiert und eindeutig deklariert. Wer nicht im Verteiler des Landesfachwartes ist, muss zunächst einige Recherchearbeit leisten.

Die Übersicht über die Kriterien und deren Gültigkeit ist schwer zu bekommen. Gerade Trainer-Neulinge, die erstmalig gute Aktive hervorgebracht haben, haben Schwierigkeiten, sich zurecht zu finden. Im ungünstigsten Fall erreicht ein Athlet den Kaderstatus nicht, weil die Kriterien nicht verständlich genug formuliert wurden.

In der Vergangenheit hat sich mehrfach gezeigt, dass sehr leistungsstarke Aktive bei Anwendung der Kaderkriterien - gerade im Bereich der konditionellen Anforderungen - als mittelmäßig leistungsstark eingestuft wurden, z. T. sogar die Mindestkriterien nicht erfüllten.

Das Grundprinzip des LVT im Bereich Kraft, eine Testübung über 30 Sekunden mit maximaler Bewegungsfrequenz zu absolvieren, passt nicht zu den Anforderungen der Sportart Trampolinturnen. Nur, weil eine 10-teilige Übung mit dem Anspringen etwa 30-40 Sekunden dauert, ist die Belastung der einzelnen Muskeln nicht kongruent. Sie werden tatsächlich in Abständen aktiviert, aber eine maximale Bewegungsfrequenz gibt es im Trampolin Einzel nicht.

Die bei aussagekräftigen Testübungen unverzichtbaren 7 Gütekriterium werden zum großen Teil nicht erfüllt. Es werden Übungen abverlangt, bei denen der Bezug zur Sportart nicht zu erkennen ist, z. B.:

  • Klimmzüge: Die Anforderungen an den Armbizeps beschränken sich darauf, in der c-Position die Beine festzuhalten. Allenfalls die ebenfalls beteiligten Latissimus dorsi und Pectoralis haben eine gewisse Bedeutung beim Anlegen der Arme in schnellen Schraubbewegungen. Dafür gibt es sicherlich bessere Übungen, die auf die maximale Haltekraft und nicht auf die Frequenzschnelligkeit ausgelegt sind. Die Übungsvariante A liegt deutlich unter dem Schwellenwert, der eine trainingsspezifische Relevanz besitzt.
  • Liegestütz: Die Streckbewegung der Arme gegen einen hohen Widerstand findet nur beim Abdruck aus der Sitzposition oder der Bauchlage statt. Im Bereich von Leistungskadern spielt die Sitzposition keine Rolle, der Abdruck aus der Bauchlage spielt nur beim Cody (derzeit Pflichtsprung) eine Rolle. Hier ist Aktionsschnelligkeit, nicht aber lokale Kraftausdauer gefragt. Als Komplexübung für die Körperspannung taugt der Liegestütz, nicht aber als leistungslimitierendes Kriterium für das Trampolinturnen.
  • Querspagat: Die Übung testet im Wesentlichen die Beweglichkeit des Quadrizeps und des Iliopsoas des hinteren sowie die des Beinbizeps des vorderen Beines. Diese Bewegung gibt es im Trampolinturnen nirgendwo, die wichtige Beweglichkeit des Beinbizeps wird bereits mit der Bückbeweglichkeit überprüft.
  • Der Bückschwebehang mit Absenken als Kriterium für die Rückenkraft (Variante A) geht vollkommen an der Zielsetzung vorbei: Der am meisten belastete Muskel ist der Brustmuskel, der eine Anteversion des Oberarmes bewirkt. Das Argument, die Bewegung sei vergleichbar mit dem Einleiten einer Vorwärtsrotation in b-Position, ist mehr als gewagt, da die Dynamik der freien Saltorotation mit einer Übung im Hang nicht annähernd zusammenpasst.
  • Die Sprungkombinationen mit Flick-Flack und Salto am Boden über 30 s verlangen zwar Absprünge, jedoch sind bei den genannten Turnelementen die technischen Anforderungen dominierend gegenüber den konditionellen. Bei den beiden Folgesprüngen ganze Schraube und Grätschwinkelsprung sind aufgrund der Zeitvorgabe Prellabsprünge gefordert, die es im Trampolinturnen nicht gibt. Die Sprungkombinationen bedeuten einen unverhältnismäßig hohen Zeitaufwand beim Erlernen und die Komplexität der Übung ist derart hoch, dass es problematisch ist, sie als Sprungkraftübung zu deklarieren.

Die Entrümpelung des LVT bzw. der D-Kaderkriterien von Übungen, deren Sinnhaftigkeit streckenweise zumindest zweifelhaft ist, ist dringend gefordert. Solange nicht mit Bestimmtheit festgestellt worden ist, dass die Übung auch tatsächlich die geforderte Fähigkeit abprüft und diese Fähigkeit auch tatsächlich relevant für die Sportart ist, muss die Übung aus den Kriterien herausgenommen werden. Alles andere ist nicht zielführend.

Die Messkriterien sind nicht immer praktikabel: Wer eine gute Wadenmuskulatur oder überstreckbare Beine besitzt, wird bei der Fußgelenksbeweglichkeit Nachteile haben. Bei O-Beinen verliert der Aktive das Papier beim Klimmzug in der Variante B, wenn er sich ausstreckt. Die Beurteilung der Bückbeweglichkeit ist oft eine Interpretationsfrage.

Die Elemente der turnerischen Norm sind nicht allen Trampolintrainern bekannt, zumal sie nicht Teil der Trainer C-Ausbildung sind. Bis die Trainerausbildungen in den Landesturnverbänden diesen Mangel behoben haben, müssen die turnerischen Anforderungen besser dargestellt werden.

Der Zeitpunkt der Überprüfung der Kaderkriterien sollte mit der üblichen Trainingsplanung im Wettkampfsport übereinstimmen. Bei einer zweigipfligen Trainingsplanung wären die besten Termine etwa 6 Wochen nach den Weihnachts- und 3-6 Wochen nach den Sommerferien. Problematisch hierbei ist die unterschiedliche Terminierung der Sommerferien in den verschiedenen Bundesländern.

Eine grundlegende Überarbeitung der Kriterien - gerade im Nachwuchsbereich - ist ratsam. Derzeit sind die Kaderkriterien sehr stark orientiert an den Kaderkriterien im Gerätturnen, die sportartspezifische Orientierung ist nur teilweise erkennbar. Verantwortlich für die Aufstellung der Kaderkriterien sind die Bundestrainer und das Technische Komitee (TK), jedoch sollten sich erfahrene Trainer und interessierte Sportwissenschaftler an der Diskussion unbedingt beteiligen.

 

Lösungsansätze

Für die Aufstellung von zielführenden Kaderkriterien muss unterschieden werden zwischen leistungslimitierenden Faktoren und allgemeiner sportlicher Grundausbildung. Letztere hat innerhalb der Kaderkriterien keine Berechtigung.

Als Diskussionsgrundlage können die folgenden Lösungsansätze helfen, die unbefriedigende Situation der derzeitigen Kaderermittlung zu bereinigen. Die Vorschläge sind als Ansatzpunkte zu verstehen, nicht als fertiges Lösungspaket. Die Differenzierung nach Altersklassen und Kaderebene muss nachträglich erfolgen.

 

Kriterium trampolinspezifische Fertigkeiten

Ein unzweifelhaftes Kriterium für die Einschätzung des aktuellen Leistungsstandes sind die aktuellen Wettkampfergebnisse. Dabei zählen die Maximalwerte der Pflicht- und Kürübungen, der maximale Schwierigkeitsgrad, die Time of Flight (TOF) und die Konstanz der Leistungen. Dieses Kriterium gilt gleichermaßen für ältere Athleten und für Nachwuchsturner. Das Kriterium "Wettkampfergebnisse" muss eine dominierende Stellung unter allen Kriterien einnehmen.

Komplizierter ist die Einschätzung der Perspektive von Athleten. Hierzu müssen die Grundbewegungen des Trampolinturnens ermittelt und mit geeigneten Übungen überprüft werden. Die Aufteilung auf Altersklassen und Kaderebenen und die Aufstellung von hinführenden Übungen sind noch Zukunftsaufgaben. Ein erster Ansatz könnte so aussehen:

  • Stabile Strecksprünge: Messung der Sprungzeit und des Wanderns bei 10 Strecksprüngen, Sprungzeit in Relation zum Alter
  • Individuell relativ große Sprunghöhe: Messung der Sprungzeit bei 10 Strecksprüngen, Sprungzeit in Relation zu Körpermerkmalen und Alter
  • Technisch sauberes Einleiten von Rückwärtsrotationen von den Füßen aus: Technikübungen
  • Technisch sauberes Einleiten von Vorwärtsrotationen von den Füßen aus: Technikübungen
  • Technisch sauberes Einleiten von Vorwärtsrotationen vom Rücken aus: Salto vorwärts a aus der Rückenlage in die Rückenlage mit kompletter Körperstreckung ohne Wandern
  • Dynamische Streckungen aus der c- und b-Position: Technikübungen
  • Halten von Streckungen am Ende von Salti/Orientierung zum Tuch am Ende eines Saltosprunges: Technikübungen
  • Technisch sauberes Einleiten von Schrauben aus der Hock- oder Bückposition durch asymmetrische Körperstreckung: Salto vorwärts c aus der Rückenlage mit einer halben Schraube in die Bauchlage; Salto vorwärts c aus der Rückenlage mit einer ganzen Schraube in die Rückenlage
  • Technisch sauberes Einleiten von Schrauben bei gestreckter Körperhaltung durch asymmetrische Armbewegungen.
  • Beschleunigung von Schrauben durch Armzug: Von der Rückenlage in die Rückenlage mit einer ganzen, anderthalb oder zwei Schrauben mit angelegten Armen
  • Orientierung zum Tuch in Schraubbewegungen: Schraubensalto vorwärts Puck in die Bauchlage; Schraubensalto vorwärts Puck oder a aus der Rückenlage in die Rückenlage

 

Kriterium konditionelle Fähigkeiten

Ein wissenschaftlich fundiertes Anforderungsprofil als Grundlage für die Erstellung von Kaderkriterien und Rahmentrainingsplänen ist derzeit nicht verfügbar. Die Erstellung eines solchen Anforderungsprofils wäre eine wichtige Grundlagenarbeit für die effiziente Weiterentwicklung der Sportart Trampolinturnen.

Alle im Folgenden aufgeführten Zusammenhänge entsprechen einer persönlichen Einschätzung.

Die Eckpfeiler der konditionellen Fähigkeiten sind Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und Beweglichkeit. Zwischen den Fähigkeiten Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer gibt es Überschneidungen. Es müssen unterschieden werden

  • Maximalkraft/Haltekraft: Sie ist unzweifelhaft in der Sprungmuskulatur (Glutaeus, Quadrizeps, Wadenmuskulatur) gefordert. Auch die Muskulatur, die den Körper beim Stand im Tuch mit gestellten Armen stabilisiert, unterliegt einer sehr hohen Belastung. Es sind die Bauch-, Rücken-, Nacken- und Schultermuskulatur. Desweiteren muss der Rumpf beim Einnehmen der c- und b-Position sowie beim Herausstrecken aus diesen Positionen stabilisiert werden, ebenso wie beim Halten der Beine in der Rückenlage und beim Absprung aus der Rückenlage.
  • Reaktivkraft (Kontaktzeit <0,14 s): Sie spielt im Trampolinturnen (Kontaktzeit: 0,3-0,34 s) keine Rolle, beim Tumbling hingegen eine sehr wichtige bei der Sprung- und der Nackenmuskulatur.
  • Startkraft/Explosivkraft: Der Kraftanstieg zu Beginn der Kraftentfaltung innerhalb von 0,03 s beim Durchdrücken der Beine beim Eintauchen kurz vor dem Umkehrpunkt des Sprungtuches entscheidet über die Vorspannung der Trampolinfedern. Die Startkraft der Sprungmuskulatur beeinflusst damit im Wesentlichen die Sprunghöhe.
  • Schnellkraft/Aktionsschnelligkeit: Sie ist abhängig von Start-, Explosiv- und Maximalkraft. Auch hier ist die Sprungmuskulatur angesprochen (Absprung, Landung, Streckungen), aber auch weitere Muskeln: Bei der Einnahme der Hockposition ist der Iliopsoas gefordert, beim Einnehmen der b-Position zusätzlich der Quadrizeps.
  • Frequenzschnelligkeit/Schnelligkeitsausdauer: Sie spielt keine Rolle im Trampolinturnen, allerdings ist sie beim Anlauf beim Doppelmini und beim Tumbling gefordert.
  • Schnellkraftausdauer: Der Wechsel zwischen Absprung mit maximaler Muskelanspannung und Flugphase mit reduzierter Muskelanspannung, die auch als kurzzeitige Erholung angesehen werden kann, spiegelt die Grundstruktur des Trampolinturnens wider. Eine Bedeutung für die Sportart ist wahrscheinlich, aber nicht belegt.
  • Grundlagenausdauer (allgemeine aerobe dynamische Ausdauer): Die Widerstandskraft gegen die Ermüdung bei länger andauernden Belastungen mit häufigen Belastungswechseln entspricht der Belastungsstruktur des Trampolintrainings. Sie beeinflusst sehr wesentlich die Trainings- und Wettkampfleistungen.
  • Allgemeine anaerobe dynamische Ausdauer von (Sprintausdauer 7 - 45 s; Kurzzeitausdauer 45 s - 2 min): W. Dreisbach hat 1971 festgestellt, dass Spitzenathleten nach Kürübungen eine Pulsfrequenz von 145 - 210 erreichen. Damit ist die punktuelle Ausdauerbelastung beim Trampolinturnen als allgemein anaerob dynamisch anzusehen. Bei einer Übungsdauer von 30 - 40 Sekunden inklusive Anspringen liegen Trampolinturner im Grenzbereich zwischen Sprint- und Kurzzeitausdauer. Diese Fähigkeit ist leistungslimitierend und damit unverzichtbar.

Die weiteren 6 Arten der Ausdauer werden hier nicht weiter berücksichtigt.

Bei den folgenden Vorschlägen für Kaderkriterien ist das Grundprinzip der 30 s-Belastungen nicht grundsätzlich. Eine Auswahl an geeigneten Kaderübungen könnte so aussehen:

  • Rollenverbindung über 30 s, da wie in einer Wettkampfübung die Körperspannung zu keinem Moment aufgegeben wird und zwischendurch eine trampolinspezifische Körperhaltung (b oder c) eingenommen wird.
  • Beinhebungen: wie bisher
  • Einzelner Liegestütz mit Klatschen (einmalig, doppelt oder hinter dem Rücken), da hier ein stoßartiger Abdruck mit den Händen erfolgen muss, der beim Cody hilfreich ist. Ausdaueranforderungen gibt es hier nicht.
  • 10 Standweitsprünge zur Sprungkraftmessung (Sprungweite in Relation zur Körperlänge setzen): Die beidbeinige Sprungkraft entscheidet über die Sprunghöhe.
  • 10 Strecksprünge mit gestellten Armen auf Zeit, bei denen eine gute Körperspannung und Haltekraft in der Schultermuskulatur erforderlich sind 
  • 30 m-Sprint zur Ermittlung der Startkraft/Schnellkraft, die beim Absprung aus dem Tuch erforderlich ist.
  • 200-400 m-Sprint (ca. zur Überprüfung der Kurzzeitausdauer, die das Stehvermögen und damit die Leistungsfähigkeit am Ende der Maximalbelastung repräsentiert.
  • Fußgelenksbeweglichkeit: Messung der Verlängerung des Schienbeins
  • Bückbeweglichkeit (wie bisher): Voraussetzung für gute b- und c-Positionen
  • Schulterbeweglichkeit (stehend, Fersen an der Wand, Rücken an die Wand gepresst, Handflächen nach vorne: Oberarmwinkel messen): Diese Körperhaltung entspricht der Körperhaltung beim Absprung.

Die Überprüfung der Grundlagenausdauer ist im Rahmen eines Kadertests kaum umsetzbar. Sie sollte Bestandteil des Heimtrainings sein.

Einige turnerische Elemente können ebenfalls zur Überprüfung konditioneller Fähigkeiten herangezogen werden:

  • Schweizer Handstand: Haltekraft Schulter, Rückenkraft, Beweglichkeit Beinbizeps und Beinadduktoren
  • Salto rückwärts am Boden aus dem Stand: Sprungkraft, Rumpfkraft
  • Handstützüberschlag am Boden: Haltekraft im Schulterbereich und im Rumpf
  • Handstützüberschlag am Pferd/Kasten: Sprungkraft, Haltekraft im Schulterbereich und im Rumpf, Überwindung
  • Felgaufschwung am Hochreck aus dem Langhang: Haltekraft in Armbizeps, Iliopsoas, Bauchmuskulatur, Brustmuskulatur
  • Laufkippe am Stützreck: Haltekraft in Iliopsoas, Bauchmuskulatur, Rückenmuskulatur, Brustmuskulatur, Schnellkraft Gesäßmuskulatur

 

Kriterium koordinative Fähigkeiten

In der Trainings- und Bewegungslehre werden sieben koordinative Fähigkeiten unterschieden. Alle diese Fähigkeiten haben einen Stellenwert beim Trampolinturnen, jedoch ist es schwierig, den Grad der Bedeutung abzuschätzen. 

  • Gleichgewichtsfähigkeit
  • Orientierungsfähigkeit
  • Kinästhetische Differenzierungsfähigkeit
  • Rhythmisierungsfähigkeit
  • Reaktionsfähigkeit
  • Umstellungsfähigkeit
  • Kopplungsfähigkeit

Die koordinativen Fähigkeiten werden durch äußere Umstände Präzisionsdruck, Zeitdruck, Komplexitätsdruck, Situationsdruck und Belastungsdruck beeinflusst.

Da die Abgrenzung der koordinativen Fähigkeiten untereinander nicht scharf ist, lassen sich die koordinativen Fähigkeiten am besten in Form von komplexen Übungen überprüfen. Denkbar sind Übungen wie

  • Handstand (wie bisher): hauptsächlich Gleichgewichtsfähigkeit; mit Drehungen: zusätzlich Orientierungsfähigkeit
  • Schwingen im Parallelbarren, evtl. bis zum Handstand: Gleichgewichtsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit, kinästhetische Differenzierungsfähigkeit, Rhythmisierungsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit
  • Übungsfolgen auf dem Schwebebalken: Gleichgewichtsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit, kinästhetische Differenzierungsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit
  • 30 s Springen mit dem Springseil, evtl. Übungsfolgen: kinästhetische Differenzierungsfähigkeit, Rhythmusfähigkeit, Kopplungsfähigkeit

Mit diesen Übungen werden die Reaktionsfähigkeit und die Umstellungsfähigkeit nicht erfasst. Sie sind m. E. auch nicht die dominierenden koordinativen Fähigkeiten im Trampolinturnen.

 

Umsetzung der Kaderanforderungen

Um zielführende Kaderkriterien aufstellen zu können und deren Umsetzung flächendeckend zu gewährleisten, müssen folgende Punkte erfüllt werden:

  • Erstellung eines wissenschaftlich abgesicherten Anforderungsprofils.
  • Erstellung eines wissenschaftlich abgesicherten Rahmentrainingsplanes.
  • Erstellung von Kaderkriterien auf Grundlage eines wissenschaftlich abgesicherten Anforderungsprofils.
  • Praxistaugliche Formulierung und Strukturierung der Kaderkriterien.
  • Erstellung von Handreichungen für die Erarbeitung der Kaderanforderungen im Heimtraining.
  • Erkennbare Darstellung der Kaderkriterien in der aktuellen Version auf der Webseite des Deutschen Turner-Bundes.
  • Rechtzeitige Veröffentlichung vor dem Gültigkeitdatum (mindestens ein halbes Jahr).
  • Abnahme der Kadertests zu einer im Trainingsplan geeigneten Zeit.

 

Kommentare zum Thema

Kommentar von Achim Söllner |

Zum Thema Kader-Bedingungen bzw. SINNVOLLE Aufgaben ist es schade, dass sich niemand meldet.

Schaut man sich z.B. die heutigen Übungen (M9 bis M10) an so muss man sich schon Fragen zu welchem Zweck ein "Trampolinturner" einen Spagat können muss.
Ich kann mich an einige Turnerinnen erinnern, die weit schwierigere Übungen turnen konnten, jedoch wären diese wahrscheinlich (im heutigen Zeitalter des DTB) nie so weit gekommen, da diese leider nicht über die Beweglichkeit für einen Spagat verfügt haben.

Vielleicht hat noch jemand tolle Vergleiche über die zuweilen Verwunderlichen Kader-Test?